Angriff der Big Four des Internets - Wie Google, Facebook, Amazon und Apple die Bankenwelt revolutionieren

Nutzer von Google-Mail-Konten können seit kurzem Geld über ihren Mail-Account überweisen. Wie von vielen Experten bereits lange vorhergesagt und von Banken befürchtet, bahnt sich ein vertikaler Markteinstieg der Big Four im Finanzsektor an. Überweisungen sind dabei sicherlich nur der Anfang. Kredite, Anlagen, Social Finance und Versicherungen, das Spektrum an potenziellen Produkten, die der zweifelslos immensen Kundschaft angeboten werden kann, ist riesig.

Ob Kunden auf diese Hochzeit zwischen Datensammlern, hippem Design und Finanzkompetenz eingehen werden, ist offen. Das Potenzial für diese Art von Marktverwerfungen ist aber deutlich am Horizont zu erkennen. Wie können Banken auf diesen Vorstoß reagieren?

Banken verfügen derzeit noch über einen entscheidenden Vorteil gegenüber den Big Four.

Sie haben eine über viele Jahre bestehende Bank-Kunde-Beziehung und ein tiefgreifendes Kundenvertrauen. Dieser Vertrauens- und Kompetenzvorsprung ist jedoch endlich. Kunden hinterfragen Produkte mehr als früher und vergleichen Angebote online. Und die Fachkompetenz können die Big Four sehr einfach und schnell aufbauen.
Für Banken bedeutet das, dass der bestehende Vertrauensvorsprung nur gehalten werden kann, wenn ihre Bankprodukte auf einer Höhe mit den Angeboten der Markteinsteiger sind. Diese neuen Angebote werden mit Sicherheit hoch effizient, voll automatisiert und sehr schnell sein. Diesem Anspruch müssen Banken gerecht werden, um genau das Kundenerlebnis zu bieten, was jeden Millennial davon abhält, aktiv nach Alternativen zu suchen.

Diesen Anspruch in die Realität umzusetzen, fällt vielen Banken jedoch nicht leicht. Aufgrund historisch gewachsener Systeme mangelt es an flexiblen Strukturen für die Schaffung innovativer und digital integrierter Produkte. Genau hier setzen einfach integrierbare Lösungen von FinTechs an. Fintechs haben die Möglichkeit, auf der grünen Wiese digital optimierte Prozesse zu entwerfen, die perfekt an die Kundenwünsche angepasst sind, ohne IT-Legacy, politische Zwänge oder gewachsene Strukturen. Dass diese Produkte, so effizient und kundenfreundlich sie auch sind, nicht ohne weiteres an den Endkunden gebracht werden können, haben Fintechs schnell erkannt. Deshalb wächst seit gut einem Jahr die Anzahl der Kooperationen zwischen Fintechs und Banken.

Kooperationen zwischen Banken und FinTechs sind im Ergebnis eine Symbiose aus einfachen und digitalen Kundenlösungen und einer langjährigen Vertrauens- und Kundenbasis.

Fintechs profitieren bei dieser Symbiose von einem einfachen Marktzugang und einer großen Kundenbasis. Banken können durch diese Allianz den technologischen Wandel schnell und kosteneffizient vorantreiben. Eine Anpassung an die neuen Rahmenbedingungen wird aus Sicht der Banken so oder so erfolgen, aktiv oder passiv. Was die beste Anpassungsstrategie ist, muss jeder selbst entscheiden.

Die Integration der Dienstleistung eines Fintechs oder gar der Kauf eines Fintechs kann unter Return on Capital Gesichtspunkten oft deutlich preiswerter sein, als eine langwierige Eigenentwicklung. Hier kommen FinTechs als strategische Option der Banken ins Spiel. Dabei agieren die Fintechs wie die Zulieferkette der Automobilbranche. So macht jeder das, was er am besten kann. Ob einzelne Module, ganze Wertschöpfungsketten oder gar Firmen integriert werden, hängt natürlich vom jeweiligen Produkt, dem Reifegrad des Fintechs und der strategischen Ausrichtung der Bank ab. Der Trend zur Symbiose wird sich durchsetzen, auch in den Strategie- und Accounting-Abteilungen der Banken.

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10.05.2017